Je suis une éponge

Hallo Leute,
ich bin's euer Schwamm. Ja, richtig gelesen, euer SCHWAMM, euer Gefühls-Schwamm.
Ihr erzählt mir alles, heult euch bei mir aus, erläutert mir eure Probleme, ich bin da, höre euch zu und sauge alles in mich auf. Ja, ich versuche sogar Tipps zurück zu geben. Versuche dafür zu sorgen, dass es euch besser geht. Denke an meine eigene Vergangenheit und gebe Tipps, die ich selber bekommen habe, oder erzähle wie ich selber gewisse Dinge überstanden habe. Ich weiß nicht, ob ich das richtige tue, aber ich tue es dann einfach. Ich kümmere mich um eure Probleme, ich kümmere mich um euch.
Aber ich habe das dumme Gefühl, nicht so richtig dafür gemacht zu sein. Wie kommt ihr auf den Gedanken gerade mir alles erzählen zu müssen? Seh' ich schon aus wie ein Schwamm? Warum ich? Die Begründung "Ich hatte so das Gefühl, du würdest das verstehen" oder "Du bist die einzige, der ich das erzähle" hilft mir da auch nicht gerade weiter. Dadurch mache ich mir nur noch mehr Gedanken. Die gesamte Last, die gesamte Verantwortung für euch, oder sogar für euer Leben hängt dann allein an mir.
Ich weiß nicht, klar helfe ich gerne, sogar sehr gerne. In dem Moment bin ich ja auch in gewisser Weise dazu verpflichtet. Ich mache mir ja auch Gedanken um euch und möchte dazu beitragen, dass es euch wieder besser geht. aber wer drückt alle diese Probleme wieder aus mir raus, wenn ich armer kleiner Schwamm vollgesogen bin? wer knuddelt mich mal, wer umarmt mich mal, wer ist mal für mich da, wer redet mir gut zu und unterstützt mich? verdammt. Ich sauge das alles zu sehr in mich hinein. Das bekommt man wohl niemals wieder aus mir raus.

Ich dachte früher manchmal, ich würde meine Freunde mit meinen Problemen belasten. Nun weiß ich, dass es wohl so gewesen sein muss. Vielleicht sogar noch schwerer, als ich immer dachte. Ich erfahre gerade am eigenen Leib wie das ist, das Gefühl zu haben, man sei für das Leben eines anderen verantwortlich. Man bekommt Mails und macht sich erstmal stundenlang Gedanken, was man denn antworten könnte, um nichts Falsches zu schreiben. Man weiß, man darf mit niemandem drüber reden und macht sich selbst 'nen Kopp. Hofft, dass man helfen kann und es der Person besser geht. Und vielleicht hofft man auch, dass es die eine oder andere Person gibt, die dann die eigenen indirekten 'Hilfe-Schreie', die man vielleicht irgendwann, irgendwo mal nebenbei fallen lässt, versteht und wiederum für einen da ist. Den vollgesogenen Schwamm wieder ausdrückt und vielleicht ein bisschen trocknet, damit er wieder neue Probleme und Situationen aufnehmen kann.

Grüße
Euer Schwamm (und der bin ich eig. gerne)